Liebe Leute,
hoffentlich geht es Euch gut! Habt Ihr einen Moment Zeit? Das würde mich freuen.
Neulich traf ich mich am Abend des Tages, an dem ich mein bisheriges Büro ausgeräumt habe, mit meinen Freunden Dirk und Lucas zum Pizzaessen. (Übrigens: einfach herrlich, dass das gerade eben wieder möglich ist. Wer weiß, wie lange noch …) Wie immer haben wir über allerhand gesprochen, das uns Drei interessiert und uns wichtig erscheint – vieles davon spielt sich in der Schnittmenge aus Medien, Marken, Kommunikation ab. Und im Mittelpunkt findet sich meistens die Frage, wo und wie und warum die meiste „Wirkung“ entsteht. Diesmal, bei einem Meter Pizza und ein paar Bieren, hatten wir uns aber vorgenommen, auch ein bisschen über mich zu sprechen … also sozusagen darüber, was eigentlich mich als „Marke“ ausmacht und wie ich denn nun die meiste und die richtige Wirkung erzielen könne; mein bisheriges Büro hinter mir lassend, aber alles nutzend, was ich dort erfahren und gelernt habe. Die Frage, die Dirk und Lucas mit mir und für mich beantworten wollten, lautete sozusagen: „Und nun: was tun?“
Was dann passierte, kommt bei Lucas und Dirk häufiger vor: Die beiden waren sich sehr schnell – nach ca. 23 Zentimetern, spätestens nach einem halben Meter Pizza – nicht nur einig, sondern auch ganz sicher, was für mich als allererstes zu tun wäre; und zwar nicht eine Ausbildung zum Trambahnfahrer (irgendwie ein ewiger Traum von mir), sondern natürlich und naheliegenderweise was mit Medien und Kommunikation.
Nämlich: das hier.
Also einen Newsletter verschicken. Und wie Ihr sehen und lesen könnt, hat mich selbst die Idee sofort begeistert; also trau’ ich mich jetzt, die Sache einfach mal auszuprobieren. Und das habt Ihr jetzt davon. Ihr: seid Menschen, die ich kenne und schätze – und die ich deshalb sehr gerne dabei hätte bei dem, was kommt. Ich will Euch einladen, aber nicht vereinnahmen; also antwortet mir jetzt bzw. jederzeit kurz mit „Nein“ (oder so), und ich nehme Euch sofort aus dem Adressfeld.
Allen, die jetzt weiterlesen: herzlich willkommen bei einem Experiment. Es heißt: „Was tun?!“, und ich habe vor, in den kommenden Monaten dieser Frage zu folgen, die gleichzeitig eine Aufforderung ist. Und ich möchte Euch dabei gerne mit Hilfe einer einigermaßen regelmäßigen E-Mail-Nachricht mitnehmen einbinden, teilnehmen lassen. Diese Aufforderungsfrage geht auf Lenin zurück (Что делать?), der sie sich wiederum bei Nikolai Gawrilowitsch Tschernyschewski ausgeliehen hat (und beiden Spuren wird im Fortgang wohl noch nachzugehen sein, über fixe Wikipedia-Klicks hinaus). Fast 120 Jahre nach Lenins Schrift bin ich einerseits nun gerade wieder sehr persönlich betroffen: „Was tun, Stefan?“ Das alleine wäre aber wohl doch etwas klein und selbstbezogen; weshalb es sich andererseits ausgezeichnet trifft, dass mich diese Fragenaufforderung in ihrer allgemeinen, großen und drängenderen Form nun schon eine ganze Weile lang intensiv umtreibt. „Was tun … für die Rettung oder wenigstens Verbesserung der Welt?“

Auf beiden Ebenen möchte ich mit Hilfe dieser Postaussendung weiterkommen; indem ich Euch berichte, was ich entdeckt habe, suche und finde, verstehen will – und indem ich hoffentlich dann & wann von Euch eine Rückmeldung erhalte. Teaser: Vor allem möchte ich Euch faszinierende Menschen vorstellen, die auf un- und außergewöhnliche Weise „was tun“, also Wirkung erzeugen oder übers Wirkungserzeugen nachdenken. Dabei könnte es unter anderem darum gehen:
- um die Frage, was mehr hilft gegen die Klimakrise: Bäume zu pflanzen oder Lobbyismus zu betreiben? (Aachener Printen spielen dabei eventuell eine Nebenrolle.)
- um ein deutsches 1,5-Grad-Gesetz, das fertig in der Schublade liegt – und die Frage, ob und wann und von wem es herausgeholt wird.
- um das Potential des „Grenznutzens“ beim Helfen, also des Kriteriums der Vernachlässigung: warum lohnt es sich mehr, den Kampf gegen Depressionen in Uganda zu unterstützen – als die Forschung gegen Krebs in Harvard?
- um die Zukunft des Betons, des Bauens, der Architektur.
- um Demokratie-Theorie aus der Sicht eines Schweizer Philosophen (und ihre praktischen Folgen).
- um Demokratie-Praxis am Beispiel des US-Wahlsystems (und ihre methodischen Hintergründe).
- um Künstliche Intelligenz, die nächsten Pandemien (ok, damit warten wir vielleicht ein bißchen) – und sogar um UFOs!!
- und möglicherweise schon auch mal um Fenster, Wochenzeitungen, die Digitalisierung der Justiz und andere Fälle, in denen Marken die Welt verändern.
- und selbstverständlich, immer wieder: um das grundsätzliche Verhältnis von Gefühl und Verstand beim Spenden und Weltverbessern. Also darum, welch erstaunliche Ergebnisse sich erzielen lassen, wenn wir uns beim Helfen nicht nur das Herz erwärmen – sondern vor allem einen kühlen Kopf bewahren.
Am allermeisten freue ich mich auf alles das, was mir im besten Sinne des Wortes „dazwischenkommt“. Denn vor allem soll dieses Experiment auch eine Feier der Überraschungsfähigkeit sein, für die es sogar ein Fremdwort gibt – dessen Kenntnis ich, so viel sei ehrlich zugegeben, ausgerechnet dem ehemaligen Präsidenten der TU München, Wolfgang Herrmann verdanke: „Serendipität“. Ab 7:25. Wunderbar, wie er das ausspricht (und das meine ich überhaupt nicht überheblich-ironisch). Hoffentlich also wird dieser Newsletter mich und uns in Bereiche führen, deren Existenz oder Erreichbarkeit ich nicht für möglich gehalten hätte. Vielleicht gibt es irgendwann sogar ein*e Co-Autor*in.
Das nächste Mal: reiche ich noch eine Erklärung dafür nach, warum ich mein Büro ausgeräumt habe. Indem ich Euch davon erzähle, warum und mit wem ich das Büro vor zwei Jahren eingeräumt habe – und wie es damit und mit mir weitergeht.
Und jetzt: Was tun?!
Schreibt mir was. Und:
Pizza.

Euer Stefan
PS. Foto: neues, ganz altes Büro, also – „privat“
PPS. Und ein Spezial-Dankeschön an Sarah. :)